Keine Zeit für die Hochzeitreise

Legendärer Motorpapst Mario Illien

Keine Zeit für die Hochzeitreise

13. Mai 2022 agvs-upsa.ch – Als Super-Mario, Motorenpapst oder PS-Hexer wurde der zurückhaltende Churer Mario Illien auch schon betitelt. An den «Autotechnik Days» 2022 in Luzern verrät der legendäre Schweizer Motorenentwickler Details aus seiner langen Karriere.

illien-artikel_0.jpgQuelle: AGVS-Medien

jas. Mario Illien entschied sich einst für eine Lehre als Maschinenzeichner, obwohl er sich schon damals brennend für den Rennsport interessierte. Nach der Ausbildung bei der Ems-Chemie startete der Churer Anfang 1970er-Jahre sein Studium am Maschinenbau-Technikum in Biel. An den «Autotechnik Days» in Luzern spricht der weltbekannte Motorenentwickler mit Moderator Beat Jenny über seinen Einstieg in den Rennsport.

«Ich arbeitete bei der Mowag an Dieselmotoren und erhielt dann 1979 das Angebot für zwei Jahre zu Cosworth im englischen Northampton zu wechseln», so Illien. «Aus zwei wurden fünf Jahre. Ein Budget gab es nicht, es war genial», erzählt er mit glücklichem Lächeln. «Ich hatte einen Freipass. Nur verdient habe ich damals nichts. Nach fünf Jahren hatte ich mein Erspartes aufgebraucht und ich wollte einen Schritt weitergehen», so der heute 72-Jährige. Er verschweigt dabei, dass er in der Zeit unter anderem den Turbomotor für den legendären Ford Cosworth Sierra entwickelte. Und er lernte dort auch Paul Morgan kennen, mit dem er 1984 die Firma Ilmor gründete.

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Quelle: AGVS-Medien

Die beiden versuchten mit Ilmor bei US-Rennstallbesitzer Roger Penske einen Auftrag zu ergattern. «Er verlangte einen Business- und einen Zeitplan für unser Projekt und wollte sich mit uns in Amerika treffen. Nur war uns das Flugticket zu teuer», also haben wir erst mal abgelehnt. Man einigte sich dann doch noch und der Ilmor-Chevrolet-Motor für die amerikanische Rennserie IndyCar entstand. Dieser fuhr zwischen 1987 und 1993 insgesamt 86 Rennsiege, sechs Erfolge bei der Indianapolis 500 sowie fünf IndyCar-Meistertitel ein.

Die Entwicklung des Fabelmotors hätte zudem fast Illiens Hochzeitreise verhindert. «1984 waren wir mitten in der Entwicklung des Motors, da hatte ich keine Zeit für eine Hochzeitsreise, doch Roger Penske bestand darauf, dass ich eine machte und überliess mir für eine Woche seine Jacht in Florida.» Und Illien fährt fort, «doch dann wollte General Motors plötzlich ins Geschäft miteinsteigen. Und so holt mich Penske vom Boot zu Verhandlungen in Detroit.»

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Quelle: AGVS-Medien

1993 beteiligte sich dann Mercedes-Benz bei Ilmor – für Illien die Möglichkeit mit seinen Motoren um den Weltmeistertitel zu kämpfen. Den Mika Häkkinen 1998 und 1999 auch holte. Nur, so erinnert sich Illien: «Der Finne war am Start sehr nervös und hat den Motor zu hochgedreht. Wir wussten dann einige Runden lang nicht, ob der Motor durchhält oder nicht.» Der Motor hielt! Einer seiner grössten Erfolge hatte für Illien auch einen bitteren Nachgeschmack: «Wir bauten, als die Reglemente in der IndyCar-Serie gelockert wurden, einen komplett neuen Motor und versprachen damals 940 PS Leistung. Am Schluss hatten wir über 1000 PS erreicht. Mit Mercedes holten wir so die Pole und haben das Rennen gewonnen und eine Woche danach haben die Amerikaner den Motor verboten.» Der Motor steht nach seinem einmaligen Einsatz nun in Museum in Stuttgart. «Schade darum, wir haben damals sogar insgesamt 17 Stück davon gebaut.»

Und wie steht der Motorenpapst zur E-Mobilität? «Der E-Antrieb als Solches ist eine gute Sache. Man sollte den Strom aber an Bord mit einem Verbrenner erzeugen, dann muss man auch nicht mit 700 Kilo Batterien rumfahren», so Illien. «Ein Verbrenner in der Formel-1 hat einen Gesamtwirkungsgrad von über 50 Prozent. Viel davon wäre auch in die Serie übertragbar, aber es geschieht noch viel zu wenig. Im Moment ist die Entwicklung der Antriebe politisch getrieben, meiner Meinung nach in eine falsche Richtung.»
 
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