Nicht nur grossen Autos sollte man den Stecker ziehen

Auf dem falschen Pfad

Nicht nur grossen Autos sollte man den Stecker ziehen

17. Januar 2023 agvs-upsa.ch – Was spricht eigentlich alles gegen die einseitige Fokussierung auf die Elektromobilität? Die beiden Motorenexperten Flavio Helfenstein und Mario Illien lieferten in ihrem Podiumsgespräch zahlreiche Argumente.

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Trotz der Euphorie rund um Elektrofahrzeuge gilt es, einen kühlen Kopf zu bewahren. Diese Meinung vertreten Flavio Helfenstein und Mario Illien. Sie erklären, warum die Herstellung von Synfuels Sinn macht.

cym. «Ein ausgedienter Motor im Wald ist mir lieber als eine Batterie», sagte Flavio Helfenstein und erntete dafür Szenenapplaus. Der Mitinhaber der Garage Helfenstein AG sowie der Helftec Engineering in Hildisrieden LU sprach damit die Problematik der Batterieentsorgung von E-Autos an. Denn diese kann bekanntlich in anderen Ländern etwas anders ablaufen. Gemeinsam mit der Motorenlegende Mario Illien lieferte er in einem Podiumsgespräch zahlreiche Argumente, die gegen die herrschende Euphorie der Elektromobilität sprechen. «Jede Technologie hat ihre Vorteile, aber ihr Einsatz gehört dorthin, wo es am meisten Sinn macht», so Helfenstein, der 2012 als Weltmeister in seinem Beruf aus London zurückkehrte und dafür gefeiert wurde. «Wenn zum Beispiel ein Stapler oder Busse von A nach B fahren und dort geladen werden können, dann ist das gut. Aber man muss immer den gesamten Prozess von der Entstehung über den Verbrauch bis hin zur Entsorgung im Auge behalten. Dann sieht die Bilanz beispielsweise für die E-Autos eben nicht mehr rosig aus.» Zudem seien die Verluste zu berücksichtigen, die bei der Stromgewinnung für die E-Autos etwa über Solarenergie eingefahren werden. Man müsse ständig zwischen Gleich- und Wechselstrom wechseln. Er plädiere generell für Technologeioffenheit. «Wenn sich die Politik in den Markt einmischt und die Elektromobilität subventioniert, dann setzen die Hersteller nur noch darauf. Sie stellen ihre Berechnungen immer nach dem grössten Profit an, was die Entwicklung anderer Technologien massiv ausbremst.»

Diese Meinung vertritt auch Mario Illien, Gründer und Mitbesitzer von Ilmor und zweifacher Träger des Louis Schwitzer Award for Engineering Innovation Excellence. Auch ihm ist diese Fixierung auf die Elektromobilität ein Dorn im Auge. «Für mich ist ein Elektrofahrzeug ein Auto ohne Seele. Aber es gibt ganz andere Aspekte, die zeigen, dass es komplett in die falsche Richtung geht.» So werde die Frage nach der Rohstoffgewinnung unterschätzt. «Europa ist völlig auf dem falschen Pfad und schlittert nach der Abhängigkeit von Russland nun in jene von China hinein.» Es sei eine Illusion zu denken, eines Tages Batterien selbst herstellen zu können. Zudem bleibe die Frage nach der Herkunft des Stroms unbeantwortet. Dieser werde künftig mit Sicherheit aus Kraftwerken kommen. «Dass wir den Strom für Mobilität, Haushalt und Industrie mit Solar- und Windenergie abdecken, wird nicht aufgehen.» Auch er betonte, dass die Technologie in Europa auf diese Weise nicht verbessert werde. China beispielsweise forsche bereits an Motoren, die mit Methanol betrieben werden.

Für den PS-Hexer kann die Herstellung von Synfuels mit Werken entlang des Sonnengürtels einen Beitrag für die klimafreundlichere Zukunft leisten. «Es geht darum, den CO2 Ausstoss zu reduzieren. Für einen Teil der 1,4 Milliarden Autos auf der Welt kann synthetischer Treibstoff die Lösung sein.» Das Problem hierbei sei die fehlende Planungssicherheit für die Hersteller von Synfuels, das Europa mit ihrer Politik und Entscheidungsträgheit auslöse. Weiter siehe er eine bessere Zukunft in kleineren Autos: «Ich bin dafür, dass wir vernünftige Autos bauen. Die aktuellen Fahrzeuge sind zu gross und zu schwer. Für unsere Mobilität braucht es keine 500 PS. Die Lösung sehe ich in seriellen Hybridfahrzeugen.»

Auch im Motorsport, den Bereich, für den die beiden seit Jahren brennen, sind Elektroautos Status Quo uninteressant. Zwar sei die Beschleunigung mit einem Elektrofahrzeug imposant, aber bei hoher Geschwindigkeit funktioniere das nicht mehr. «Die Leistung, die mit einem Verbrenner möglich ist, kriegt man mit einem Elektrofahrzeug allein aufgrund der Schwere der Batterien nicht hin», führte Helfenstein aus. Und Mario Illien ergänzte: «Es gilt im Motorsport, den Wirkungsgrad des Motors zu erhöhen.» Und worin besteht für ihn nach so vielen Jahren und Erfolgen im Geschäft der Reiz, die Leistung der Motoren zu erhöhen? «Der Motorensport lebt von der Konkurrenz. Man will ganz einfach schneller und besser sein.»
 
Die ausführliche Berichterstattung zum «Tag der Schweizer Garagisten 2023» lesen Sie im AUTOINSIDE 2/2023.



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