Das gilt es beim Oldiekauf im Ausland zu beachten

Die Pandora-Büchse

Das gilt es beim Oldiekauf im Ausland zu beachten

12. Dezember 2022 agvs-upsa.ch – Papierkrieg rund um das alte Blech: Einen Oldtimer aus dem Ausland zu importieren, das ist ausser einer logistischen eine bürokratische Herausforderung. Damit der Kauf des Traumwagens nicht zum finanziellen Alptraum wird, muss man beim Oldie-Kauf ennet der Landesgrenzen und speziell in Übersee auf einige Dinge achten. AUTOINSIDE hat nachgeforscht und beim US-Cars-Spezialisten nachgefragt.

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Aufgepasst beim Import von Oldies: Gekauft werden sollte nur, wenn man sich auch im Klaren über den Gesamtzustand ist. Foto: AGVS-Medien

Mfi. Der schöne Traum vom roten Mustang Fastback mit brummelndem V8-Motor oder die ewige Schwärmerei vom babyblauen 1957er Chevy Bel Air: Schnell klickt man sich in Zeiten des World Wide Webs unter anderem auf bring-a-trailer.com oder craigslist.com in eine US-Schlitten-Traumwelt und landet auf Inseraten, die im ersten Moment sehr vielversprechend aussehen. Aber die Realität ist oft eine andere, der Traum kann zum Alptraum werden. 

Angenommen, man findet nun beim abendlichen Suchmaschinenballett den erträumten Muscle-Car-Klassiker. Er steht in einem kalifornischen Vorort in den USA unter einer Palme, der Preis liegt im Budget, der Lack ist – laut Inserat – in tadellosem Zustand. Auf den Fotos sieht der Ford aus, als sei er gerade erst in River Rouge im US-Bundestaat Michigan vom Band gerollt. «Klick here to buy» steht da, aber ist in diesem Moment die falsche Taktik. «Man darf sich auf keinen Fall emotional verleiten lassen, auch wenn auf den ersten Blick alles super aussieht», sagt ¬Michael Neukom, Inhaber und Geschäftsführer bei Customer Cars in Rafz ZH. Neukom importiert im Kundenauftrag regelmässig Autos aus Deutschland und den USA. Er empfiehlt, bei jedem Kauf zusätzlich zum Budget für das Fahrzeug selbst noch einen zusätzlichen Kostenpuffer einzuberechnen. Denn der ganze Import sowie danach allfällige Reparaturen und Modifikationen, die in der Schweiz vor der Inverkehrssetzung noch gemacht werden müssen, werden quasi zwangsläufig einen finanziellen Mehraufwand mit sich ziehen. 

Auch betont der Ami-Oldie-Experte, dass es sich lohne, genug Vorabklärungen vor dem Kauf zu treffen: «Wenn man eine klare Vorstellung und lange auf seinen Traumwagen gespart hat, ist die Enttäuschung umso grösser, wenn bereits beim Empfang des Fahrzeugs in der Schweiz unvorhergesehene Überraschungen auf einen lauern.» Neukom ¬sowie fast jeder andere Importspezialist kennt oftmals bereits US-Händler, oder man steht vorab zum potenziellen Kauf regelmässig mit den Verkäufern in Kontakt. Bei Inseraten aus dem nahen Deutschland geht der Garagist aus Rafz auch mal selbst auf Achse, um ein Fahrzeug erst zu begutachten. Da eine Reise in die USA aber in jedem Fall kostspielig und zeitintensiv ist, hat Neukom für seine US-Importe einen Kontaktmann in Übersee.

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Quelle: AGVS-Medien

Generell sei es sehr wichtig, sich beim Kauf eines Fahrzeugs aus dem Ausland – sei das aus den USA oder Deutschland – bewusst zu sein, dass sich die Qualitätsansprüche von Land zu Land unterscheiden, mahnt Neukom. Im Ausland seien Modifikationen zulässig, die hierzulande quasi als Todsünden angesehen werden.  Auch darum lohnt es sich vor dem virtuellen oder telefonischen Handschlag, das Fahrzeug eingehend zu prüfen, um auszuschliessen, dass beim Erwerb durch mühsame Rückbauten noch mehr Kosten als nötig entstehen.

Sobald alle Formalien mit dem Verkäufer geklärt sind und man sich nach ausgiebiger Begutachtung auf einen Preis einigen konnte, macht der Rafzer Garagist seinen Kunden eine Offerte. Alle Kosten der Überführung inklusive des ganzen administrativen Aufwands mit dem Zoll und für die benötigten Papiere für das Strassenverkehrsamt sind – je nach Kundenwunsch – in der Offerte inkludiert, und schon wegen des Papierkriegs sollte man die «Profivariante» wählen. An diesem Punkt kann der Kunde bei einem US-Import dann entscheiden, wie er das Auto verfrachtet haben möchte. Eine sehr kostspielige Möglichkeit ist Luftfracht. Hier wird das Fahrzeug innert kürzester Zeit, meist gar in Wochenfrist, eingeflogen und dann auf dem Landweg überführt. Die gängigste, kosteneffizienteste und sicherste Variante für die Fahrzeugüberführung aus den USA ist die Seefracht im Sammelcontainer. Hier wird das Auto in einem Container zusammen mit anderen Fahrzeugen geschützt über das Meer transportiert. Wer es noch kostengünstiger möchte, kann einen offenen Transport wählen. Neukom rät aber davon ab: «Bei einem offenen Transport über das Meer, der in der Regel mehrere Tage oder sogar Wochen dauert, kann es gut und gerne vorkommen, dass sich durch das Salzwasser Rost am Oldtimer breit machen kann. Auch besteht bei älteren Fahrzeugen das Risiko, dass sie nicht mehr ganz dicht sind und Wasser ins Fahrzeug eintreten kann.» 

Beim Thema Flüssigkeiten ist ebenfalls Vorsicht geboten. Gewisse Betriebsstoffe wie Klimaanlagenkältemittel, die in vergangenen Jahren in den USA verwendet werden durften, sind in Europa verboten. «Im Regelfall gleise ich es zur Sicherheit mit den Verkäufern so auf, dass sich bei der Überführung gar kein Kältemittel etc. mehr im Fahrzeug befindet und nur ein Minimum an Kraftstoff, um das Rangieren in und aus dem Container zu ermöglichen», sagt der Garagist. So besteht auch keine Gefahr, dass durch geplatzte Leitungen unterwegs plötzlich etwas ausläuft. 

Steht dann der Neuerwerb des Kunden endlich bei Customer Cars auf dem Hof, wird der Oldie zuerst inspiziert. Was muss gemacht werden, damit das Fahrzeug die Motorfahrzeugkontrolle besteht, was hat der Kunde für Modifikationswünsche? Um ab dem Zeitpunkt der Schweizer Inverkehrssetzung auch nachvollziehen zu können, was regelmässig gemacht werden soll und was erledigt wurde, hat Neukom kurzerhand ein Universal-Oldtimer-Serviceheft entworfen: «Alte Fahrzeuge haben oft keine Servicehefte mehr, so haben wir eine einfache Lösung gefunden.» Schliesslich sei es wichtig, dass man die schönen Oldtimer nach dem Kauf auch artgerecht hegt und pflegt.

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