Das gute Gespür für Lernende

Das gute Gespür für Lernende

1. April 2016 autoberufe.ch – In der Autobranche gibt es immer wieder Jugendliche, welche die Lehre abbrechen oder das Qualifikationsverfahren nicht schaffen. Das muss nicht sein! Berufsbildner aus Betrieben mit erfolgreichen Lernenden, wie etwa Garagist Beat Kienast (Bild) aus Oberstammheim, erklären im Schulblatt des Kantons Zürich, wie es geht!

Vorbildliche Betriebe, die ihre Lernenden zum Erfolg führen, gibt es viele. Doch die Erfolgsquoten zeigen, dass es in verschiedenen Branchen noch Luft nach oben gibt. Bei den Automobilfachleuten und –Mechatronikern reichte es 2015 bei jedem siebten Kandidaten nicht zum Fähigkeitszeugnis.

Dass das nicht sein muss, lässt sich am Beispiel von Betrieben zeigen, die ihre Lernenden überdurchschnittlich oft zum erfolgreichen Abschluss führen. «Es braucht eine gesunde Mischung aus Druck und Belohnung», sagt beispielsweise Beat Kienast, Inhaber einer Garage in Oberstammheim. Druck heisst zum Beispiel, dass er die Noten der Berufsfachschule sehen will. Wenn es knapp wird, spricht er dies an – wenn nötig mit klaren Worten. Auch wenn sonst etwas nicht rund läuft, merkt es der Garagist meist rasch. «Wir sind ein kleiner Betrieb, ich bin nahe am Lehrling dran.» Er erwartet zudem, dass die Eltern am gleichen Strick ziehen. Kienast will sicher sein, dass sie ihren Sprössling an die Kandare nehmen, wenn der einen Durchhänger hat. Die Chance, dass dies irgendwann passiert, sei nicht klein. «Es ist ein grosser Schritt von der Volksschule in die Lehre. Das geht nicht von selbst.»

Nebst Druck brauche es aber auch Anreize. So lässt Beat Kienast einen Lernenden, der sich ins Zeug gelegt hat, schon mal umfangreiche Arbeiten, z. B. an einem Motor, ausführen. Eine Arbeit, die für den Betrieb nicht rentiert, aber dem Lernenden viel bringt. Das gehöre ebenso zur Ausbildung wie mühsame Handlanger-Arbeiten.

Die Balance zu finden, sei Gefühls- und Erfahrungssache, sagt der Garagist. Er hat das bis jetzt gut hingekriegt, selbst dann, wenn die Vorzeichen nicht vielversprechend waren. Vor drei Jahren hatte er von einem anderen Betrieb einen Lernenden übernommen, der den Bettel hinschmeissen wollte. Der junge Mann sei mit «unterirdischen Noten» angekommen. Aber er habe sich aufgerappelt und die Prüfung schliesslich geschafft. Natürlich gab es bei Kienast mit Lernenden auch schon Probleme. Ausserdem sei es im hektischen Tagesgeschäft nicht immer möglich auf jedes Problem gleich einzugehen, so der Berufsbildner weiter.

Damit es aber gar nicht so weit kommt, muss man bei der Rekrutierung achtgeben. Garagist Kienast bezeichnet die Auswahl an Lernenden in seiner Region als «grundsätzlich zu klein». Trotzdem verlangt er, dass die Jugendlichen fünf Tage bei ihm schnuppern und den AGVS-Test machen. Echtes Interesse der Bewerber hält er für wichtiger als Schulnoten. Bis jetzt hat er so immer valable Lernende gefunden.

Damit dann auch das Qualifikationsverfahren bestanden wird, fordert Beat Kienast seine Lernenden auf, mit anderen zusammen zu lernen, und gibt ihnen konkrete Tipps. Etwa dass sich jeder zu einem bestimmten Gebiet 20 Fragen überlegen soll und diese den anderen vorlegt. Wenn sie nicht mehr weiterwissen, können sie den Chef fragen.



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